24. August 2021
Die Anthropologin Dr. Bettina Jungklaus aus Northeim bei Göttingen hat ihre Arbeit auf dem Ansbacher Stadtfriedhof aufgenommen. Sie wird in den kommenden Tagen die Knochen und Skelettreste, die in Gruft 10 gefunden wurden, näher untersuchen.
In erster Linie geht es darum festzustellen, von wie vielen Menschen Knochen in Gruft 10 gefunden wurden. Die Archäologen Dr. Regina und Dr. Andreas Ströbl hatten den Abraum aus der Gruft entfernt, weil diese statisch gesichert werden muss. In dem Abraum wurden menschliche Überreste von, so schätzte es Andreas Dr. Ströbl, mindestens 14 Erwachsenen und drei Kindern entdeckt.
Mit ihrer Arbeit will die Anthropologin Dr. Bettina Jungklaus, so sagt sie, eine Tür in die Vergangenheit aufstoßen. Sie wird in den kommenden Tagen das Alter der Verstorbenen feststellen, ihr Geschlecht bestimmen, den allgemeinen Körperzustand beschreiben und mögliche Krankheiten oder Todesursachen versuchen festzustellen. Beispielsweise könne anhand des Gebisses oder der Gelenkabnutzungen Aussagen über den Genuss von Zucker oder die Intensität von körperlicher Arbeit gemacht werden.
Im 19. Jahrhundert, so berichtet Dr. Jungklaus, habe sich die Ernährung der Menschen stark verändert. Es wurde beispielsweise vermehrt industriell hergestellter Zucker konsumiert, was zu vermehrter Karies oder Parodontose geführt habe. Auch die Maltechnik von Getreide änderte sich. Das Weißmehl, das verstärkt konsumiert wurde, sorgte und sorgt für ein eher saures Klima im Mund, was ebenfalls die Häufigkeit von Karies erhöht. Anhand der Knochen kann Dr. Jungklaus aber auch Tumorerkrankungen oder Knochenbrüche nachweisen.
Interessant werde auch sein, so Dr. Jungklaus, wie groß die Menschen im Durchschnitt in Ansbach vor 100 und mehr Jahren waren. Im Mittelalter, so berichtet die Wissenschaftlerin, waren die Menschen annähernd so groß wie heute. Schlechte Ernährung und Kriege ließen die Körpergröße in den kommenden Jahrhunderten schrumpfen und erst Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Menschen im Durchschnitt wieder größer. Mit ihren Untersuchungen, die sie noch in dieser Woche abschließen will, werde ein klein wenig Licht in das Leben der Menschen in der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, aus der die Knochen vermutlich stammen, in Ansbach kommen.