6. Mai 2022
Unter dem Motto „unendlich still …“ veranstaltet die Bayerische Landeskirche auf sechs evangelischen Friedhöfen Bayerns eine Ausstellung mit zeitgenössischer Kunst. Die erste Teilausstellung wurde auf dem Ansbacher Stadtfriedhof von Regionalbischöfin Gisela Bornowski und Dekan Dr. Matthias Büttner eröffnet. Weitere Ausstellungsorte sind der Protestantische Friedhof in Augsburg, der Stadtfriedhof in Bayreuth, der St. Johannisfriedhof in Nürnberg, der evangelische Friedhof in Oberallershausen und der Evangelische Zentralfriedhof in Regensburg.
Bei der Eröffnung auf dem Ansbacher Stadtfriedhof sagte Dekan Dr. Matthias Büttner, dass mit der Ausstellung „unendlich still …“ der Übergang zwischen der Endlichkeit zur Unendlichkeit thematisiert werden solle. Verbunden mit allen Kunstwerken seien die christliche Hoffnung und der Glaube an das ewige Leben bei Gott. Regionalbischöfin Gisela Bornowski unterstrich in ihrer Ansprache, dass es ein zutiefst menschliches Bedürfnis sei, zur Ruhe zu kommen. Zur Stille zu finden sei ein eine große Sehnsucht. Auf Friedhöfen bleibe der hektische Alltag außen vor und sie seien Räume, um Frieden zu finden. Stille könne aber auch Angst machen, so die Geistliche, und gerade das Verstummen einer bekannten Stimme, wenn ein Angehöriger verstorben ist, bedeute eine lange Zeit bis zur Akzeptanz. In der Stille könne sich aber jeder auf Gott ausrichten und allein bei Gott könne die Seele ganz still werden. Mit der Ausstellung „unendlich still…“ werde auch die Bedeutung des Sterbens und des Todes, die oft verdrängt werde, zurück ins Blickfeld geholt.
Kirchenrat Helmut Braun, der die Abteilung Kunst und Inventarisation des Landeskirchenamtes in München leitet, unterstrich, dass Kunst immer auch Seelsorge sei. Kunst und Religion seien nicht weit auseinander und Kunst sei immer dann gut, wenn sie zum Nachdenken anrege. Mit der Schau „unendlich still…“ werde der Ort mit zeitgenössischer Kunst konfrontiert. Braun wies auch darauf hin, dass sich die Bestattungskultur derzeit dramatisch verändere, da es immer weniger Erdbestattungen gebe. Es sei jetzt die Zeit für eine Bestandsaufnahme wie der Zustand der rund 600 evangelischen Friedhöfe in Bayern sei. Kirchenrat Braun dankte der Staatsregierung, die rund ein Drittel der Kosten der Ausstellung übernommen habe. Ein weiteres Drittel werde aus Mitteln der Landeskirche bezahlt und der Rest über Spenden aufgebracht.
Dr. Janette Witt vom Kunstreferat der Landeskirche betonte, dass die Ausstellung auf dem Ansbacher Stadtfriedhof die Chance biete, das Leben vom Ende her zu betrachten. Friedhöfe seien keine Museen, sondern Orte der Lebenden, die Ruhe finden und Begegnungen haben wollen. Es sei ein Experiment, so Dr. Witt, dass 28 Künstler auf sechs Friedhöfen ihre Arbeiten ausstellen. In Ansbach beispielsweise Christian Schreiber, der mit „Pattern of time“ eine Spiegelprojektion von Sonnenlicht auf und in die Grufthäuser macht. Oder die Fotografin Michaela Biet, die mit „art heals“ eine Fotografie eines plastischen Porträtkopfes in Wachs im Arm eines Menschen zeigt. Auch in der Heilig-Kreuz-Kirche sind künstlerische Arbeiten zu sehen. Die Ausstellung ist bis zum 30. September 2022 zu sehen.