Dorothea Himmler
* 19. Oktober 1788 in Ansbach
+ 23. Dezember 1830 in Ansbach
NS-Urahnin
Ein klobiges Zeugnis der nationalsozialistischen Vergangenheit Ansbachs ist auf dem Stadtfriedhof gleich neben der Heilig-Kreuz-Kirche zu finden. Ein monumentaler Granitstein, der an Dorothea Himmler erinnert.
Der Granitstein war während des Zweiten Weltkrieges vom damaligen „Reichsführer SS“ Heinrich Himmler für seine Ur-Großmutter gesetzt worden und gleichzeitig hat der Nazi-Führer zwölf weitere Verwandte, die auf Friedhöfen der Umgebung bestattet waren, exhumieren und auf den Ansbacher Stadtfriedhof unter der Grabplatte bringen lassen. In Ansbach waren nicht Wenige stolz, dass die „Ahnfrau des Reichsführers SS aus Ansbach“ stammte, wie die Fränkische Zeitung eine Sonderseite überschrieb. Heinrich Himmler war drei Mal in Eyb, um seinen Stammbaum zu erforschen. Dabei besuchte er den Genealogen Tobias Brenner, der seit seiner Jugendzeit genealogische Forschungen machte und mit zeitweise 70 ehrenamtlichen Helfern Kirchenbücher zu Personendaten durchforstete aus auswertete. Die Ergebnisse dieser Forschungen sind im 1700 Ordner umfassenden „Brenner-Archiv“, das 1957 an das Sippenforschungsinstitut der Mormonen in Salt Lake City verkauft wurde und 30 Jahre später von Ansbach zurückgekauft wurde, im Stadtarchiv Ansbach erhalten.
Nicht begeistert war Heinrich Himmler als erfahren hat, dass sein Großvater ein uneheliches Kind war. Johanna Dorothea Himmler wurde am 17. Oktober 1788 in Ansbach als Tochter des markgräflichen Gardisten Michael Sigmund Himmler (19. Februar 1764 – 6. Januar 1808), der aus Neustadt/Aisch stammte, geboren. Über ihren Lebensweg ist so gut wie nichts bekannt. Sie hatte aber eine uneheliche Beziehung zu dem Büttnermeister Johann Michael Hettinger vom Ansbacher Schlossberg aus der zwei Söhne hervorgingen. Der ältere Sohn Simon Friedrich wurde 1806 geboren und erhielt nach altem Ansbacher Recht den Nachnamen des unehelichen Vaters Hettinger. Er wurde später Gendarm in Oberfranken. Der jüngere Sohn Konrad Clemens Mathäus, der am 12. Oktober 1809 geboren wurde, erhielt nach bayerischem Recht den Nachnamen der unverheirateten Mutter Himmler.
Der Büttnermeister Johann Michael Hettinger hatte auch noch mit dem Bauernmädchen Wilhelmine Grötsch aus Eyb zwei uneheliche Söhne. Er heiratete schließlich Wilhelmine Grötsch und hatte mit ihr noch sechs weitere eheliche Kinder.
Konrad Clemens Himmler wuchs bei dem Weber Häger in Niederoberbach auf. Seinen Unterhalt bezahlte die Ansbacher Wohltätigkeitskasse. Nach der Konfirmation machte er eine Lehre als Weber, die er 1827 abschloss. Am 6. Dezember 1827 trat er in das 1. Königliche Infanterieregiment als freiwilliger Grenadier ein. Am 14. Januar 1834 wechselte er in den griechischen Militärdienst und kehrte dann wieder in das bayerische Militär zurück, wurde am 11. September 1844 zum Offizier befördert und schied am 16. Juni 1862 endgültig aus dem Militärdienst aus. Am 27. Oktober 1862 heiratet er die 24 Jahre jüngere Tochter eines Uhrmachers Agathe Rosine Keine in Lindau und zwei Jahre später, am 17. Mai 1865 wurde in Lindau am Bodensee Joseph Gebhard Himmler, der Vater des späteren Reichsführers-SS geboren. Sieben Jahre später, am 8. Oktober 1872 starb Konrad Klemens Himmler.
Dorothea Himmler ist schon 23. Dezember 1830 verstorben und auf dem Stadtfriedhof bestattet worden. Ihr Grab war lange schon in Vergessenheit geraten, bis Heinrich Himmler während des Krieges seine Ahnen erforschen ließ, die alle aus dem westmittelfränkischen Raum stammten.
Aus Anlass seines 90. Geburtstages erinnerte sich Tobis Brenner, dass Heinrich Himmler bei einem der Besuche in Eyb sehr erschüttert über die uneheliche Abstammung seines Großvaters war. Bei diesem Besuch sei ihm die Idee gekommen, so erinnerte sich Brenner, alle seine Verwandte auf dem Ansbacher zusammenzuführen, was dann auch unter dem Fichtelgebirgsgranit-Grabstein realisiert wurde. 1983 musste dieser Stein wegen des Baus eines Brunnens an die heutige Stelle versetzt werden.
Text: Alexander Biernoth

