Der Ansbacher Friedhof bei Heilig-Kreuz
Einer der schönsten Gottesäcker in Bayern
Einer der schönsten Gottesäcker in Bayern
Kunsthistoriker sind sich einig: Der Ansbacher Friedhof bei Heilig-Kreuz oder Stadtfriedhof ist einer der schönsten Gottesäcker in Bayern: Mit seiner von Johann David Steingruber geschaffenen viereckigen Anlage der Grüfte, die das Gräberfeld umschließt, ist der Ansbacher Stadtfriedhof mehr als ein normaler Friedhof – der Stadtfriedhof ist ein fast 500 Jahre altes Geschichtsbuch der Stadt Ansbach, auf dem bedeutende, aber auch ganz normale Bürger ihre letzte Ruhe gefunden haben. Inschriften auf Grabsteinen, in den Grüften und der Heilig-Kreuz-Kirche lassen das Leben und Wirken vieler hundert Ansbacher Bürger nicht in Vergessenheit geraten.
„Nach christ gepurt MCCCCLXI jar am suntag vor viti legt man den ersten stein“ – So lautet die Inschrift des Grundsteins, die noch heute an der südlichen Innenwand der Heilig-Kreuz-Kirche zu lesen ist. Im Juni 1461 wurde mit dem Bau einer Kapelle weit außerhalb der Stadt begonnen, die der stillen Andacht und vor allem den Reisenden zur Besinnung dienen sollte. Die Entfernung zur Stadtpfarrkirche St. Johannis entsprach genau der Länge des Kreuzweges Jesu Christi in Jerusalem. Das kleine Kirchlein wurde dann als Pilgerkapelle mit der offiziellen Bezeichnung „capella sanctae crucis extra muros“ (Heilig-Kreuz-Kapelle außerhalb der Mauern) genutzt. Nach 1521, als eine Pestepidemie die Bürgerschaft zwang, einen neuen Friedhof außerhalb der Stadtmauern anzulegen, diente sie als Friedhofskirche.
Anfangs wurden nur die Bürger rund um die Heilig-Kreuz-Kirche bestattet und erst nachdem Markgraf Alexander 1776 aus „sanitären Gründen“ weitere Bestattungen von Adeligen in der Gumbertus-Kirche verboten hatte, wurden die schon bestehenden Grüfte durch die Planung von Johann David Steingruber miteinander verbunden, so dass ein Grüfte-Viereck entstand.
Auf dem Stadtfriedhof sind heute noch die Gräber von bedeutenden Persönlichkeiten, wie von dem Findelkind Kaspar Hauser oder dem Barock-Dichter Johann Peter Uz, des ersten griechischen Kriegsministers der Neuzeit Johann Christian von Schmaltz oder des bayerischen Ministerpräsidenten Krafft Graf von Crailsheim, der maßgeblich an der Absetzung König Ludwigs II. beteiligt war, vorhanden. Jede der fast 150 Grüfte erzählt eine Geschichte von Menschen, die das Leben liebten und deren Tod von Angehörigen und Freunden betrauert wurde.
Die Sehnsucht der Menschen nach einem Leben nach dem Tod wird bei einem Gang über den Friedhof deutlich und wer sich die Muße gönnt, die Inschriften auf den Gräbern zu lesen, wird ein Kaleidoskop der Ansbacher Lokalgeschichte finden. Die Grüfte ermöglichen Blicke in die Vergangenheit und sprechen eindringlich leise zu jedem, der sich Zeit nimmt.
„Der Ansbacher Stadtfriedhof ist ein kulturhistorisch bedeutsamer Ort der individuellen und kollektiven Erinnerung, er ist ein Ort der Trauer, der Mahnung und der Hoffnung, er ist ein überragendes Zeugnis der Ansbacher Stadtgeschichte und mit seinen barocken Grüften ein herausragendes Denkmal süddeutscher Sepulkralkultur, das geschützt und bewahrt werden muss.“
Dr. Christian Schoen, Vorsitzender des Förderverein Retti e.V.