Edmund Hohmann

* 15. Mai 1858 in Schwabach
+ 20. Januar 1935 in Ansbach

Edmund Hohmann

Stadt- und Stiftskantor, Komponist und Organist

Hohmanns Vater Christian Heinrich (1811 – 1861), der neben einer Klavier- und Orgelschule 1836 eine berühmte, heute noch virulente fünfbändige Violinschule veröffentlichte, war Leiter des Lehrerseminars in Schwabach gewesen. Sein 12. Kind (von dreizehn) Edmund besuchte in Ansbach das Gymnasium Carolinum, hier lernte er alle Streich- und Blasinstrumente spielen mit Ausnahme der Flöte. Sein Hauptinstrument war die Orgel, auf der er vorzüglich Bachs Werke spielte, daneben spielte er in Streichquartetten mit. Nach dem Abitur studierte er Jurisprudenz und Volkswirtschaft in Erlangen und Leipzig. In Erlangen wurde er führendes Mitglied des Corps Onoldia (Anspachische Gesellschaft von 1798). Als junger Regierungsakzessist in Bayreuth trat er dem Festspielchor bei, wo ihn Richard Wagner und Hans von Bülow bewegten, das Musikstudium in München 1887 aufzunehmen bei u.a. Joseph Rheinberger an der Königlichen Bayerischen Musikschule, das er mit Auszeichnung abschloss. Nach einem kurzen Intermezzo als Musiklehrer in Innsbruck und einigen Jahren in Bamberg wurde er 1894 als Stadt- und Stiftskantor nach Ansbach berufen, wo er das städtische Musikleben 35 Jahre lang in reicher Weise mit Konzerten, Oratorien und Abendmusiken prägte. Neben den Aufgaben als Leiter des Sing- und Orchestervereins gehörte die Leitung des Kirchengesangs und der Singunterricht am Gymnasium Carolinum und der Königlichen Studienanstalt Theresien-Institut zu seinen Aufgaben. Schwerpunkt seiner Arbeit wurde, beeinflusst von Friedrich Spitta (Straßburg), die Wiederbelebung barocker Musik, vor allem Werke von Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach bestimmten viele seiner Programme.

Als Komponist entfaltete Hohmann ein reiches Oeuvre, schon 1894 führte er in seinem Antrittskonzert seine große an Beethoven erinnernde C-Dur-Symphonie auf. Für die PASSIONS-BETHSTUND, 1707 gestiftet von der Sophie M.F.v.Crailsheim, Wittib, gebohrne Hüfflin, Freitag abends in St. Gumbertus, vertonte er die oft gerühmten Sechs Passionsgesänge op. 4 (1896) für gemischten Chor, die Trauungsgesänge op. 6 folgten 1899 und die Reformationslieder 1917. Groß besetzte Werke für Chor und Orchester schuf er mit seinem 93. Psalm, op. 8 (1901), und dem 21. Psalm. Überregionale Beachtung fanden sein Oktett für 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Hörner und 2 Fagotte op. 10 (1898) sowie seine Liederzyklen Drei Lieder von Walther von der Vogelweide op. 1, Drei Lieder von Hans Probst (o.Op, o.J.) und weitere Orchesterstücke, u.a. der Akademische Festmarsch (1901) und zwei kontrapunktisch durchgearbeitete Streichquartettsätze über B-A-C-H. Zahlreiche Kompositionen für den liturgischen Bedarf, häufig von gregorianischen Weisen geprägt, sind im Archiv der Ansbacher Kantorei und im Stadtarchiv verwahrt.

Hohmann war ein passionierter hingebungsvoller, geistvoller und begeisternder Lehrer mit umfassenden Wissen – so beschrieb ihn sein Schüler Friedrich Högner (1897-1981) – ein ungewöhnlicher Mensch mit genialen Zügen. Seinen Schülern begegnete er mit warmer Teilnahme und Herzensgüte. Er scheute sich auch nicht, begabten Schülern auf zahlreichen Instrumenten wie z.B. Fagott und Oboe unentgeltlich Unterricht zu geben.

Berufungen auf bedeutende Stellen in München, Nürnberg, Berlin und sogar Minneapolis schlug Hohmann aus. Geehrt wurde er mit den Titeln Kirchenmusikdirektor und Königlicher Musikdirektor. 1958 benannte die Stadt Ansbach eine Straße im „Musikerviertel“ nach ihm. Ein Portrait von der Hand seiner begabten Maler-Tochter Johanna Moritz-Hohmann (*1890) befindet sich im Markgrafenmuseum. Hohmann war nicht frei von Einflüssen seiner Zeit, wie einige seiner Schüler berichteten, so trat er 1925 der NSDAP bei und vertonte u.a. ein Hitler-Lied und das Horst-Wessel-Lied.

Text: Rainer Goede, KMD

Literatur:

Friedrich Högner, Edmund Hohmann, in Lebensläufe aus Franken, VI. Band, Hg: Sigmund Freiherr von Pölnitz, Würzburg 1960

Luise Meyer, Es begann 1831… unter Mitarbeit von Adolf Lang, Ansbach 1982

Michael Grill, Friedrich Högner – Der reisende Kantor, LiT Verlag München, Münster 2022