Gottfried Scheer

* 14. Januar 1896 in Kösching bei Ingolstadt
+ 29. August 1962 in Ansbach

Gottfried Scheer

Rektor und Kunstmaler

Realistisch und damit dokumentarisch hielt Gottfried Scheer in seinen Bildern die Entwicklung Ansbachs in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fest. Dies macht den Pädagogen, der 1919 seine erste Anstellung in Ansbach als Hilfslehrer, ab 1936 als Hauptlehrer erhielt, zu einem wichtigen Zeitzeugen.

Bereits 1921, zwei Jahre nach seinem Zuzug aus Leutershausen, hielt Scheer im Museumsschulhaus an der Promenade Kurse im Wandtafelzeichnen ab. Sein al-fresco-Stil machte Bilder Menschen zugänglich, die sonst kaum Interesse an einem Ölgemälde hatten.

Ab 1950 gehörte er der Künstlervereinigung „Die Barke“ an, die nach dem Zweiten Weltkrieg eine neue kulturelle Tradition schaffen wollte. Neben Gottfried Scheer gehörten der Vereinigung auch Norbert Hochsieder, Waldemar Fritsch, Heinrich Pospiech und Hilde Hermann an.

Beruflich stieg Gottfried Scheer 1954 bis zum Rektor der Güllschule auf. Zu dieser Zeit war der Künstler und Pädagoge längst zu einem wohlbekannten Teil des Ansbacher Stadtbildes geworden. Häufig zog er mit Staffelei, Pinsel und Palette durch die Stadt und malte unter freiem Himmel die sich ihm offenbarende Stadtszenerie. Nahezu jeden Winkel der Rezatstadt habe Scheer gekannt und porträtiert, schildern Zeitgenossen. Dabei habe er auch jede Veränderung des Stadtbildes festgehalten und kommentiert, was ihn zu einem wichtigen Chronisten des Stadtbildes seiner Zeit werden ließ. Auch die Bombenschäden des 2. Weltkriegs fanden wiederholt Eingang in Scheers dokumentierendes Schaffen.

Nicht nur in Ansbach, auch im fränkischen Umland war Scheer regelmäßig malend anzutreffen, beispielsweise in Rothenburg o.d.T. Regelmäßige Ausstellungen zeigten Ansbacher Motive, die fränkische Landschaft oder Reisen in den Süden und Norden.

Zeitzeugen schildern Scheer als manchmal schrulliges und bisweilen eigenwilliges „Original“. Zu Zeitgenössischer Kunst hatte der künstlerische Autodidakt Scheer eine eindeutige Haltung: Kunst, die sich vom Gegenstand löst, lehnte er zeitlebens strikt ab. Scheer äußerte sich dazu wie folgt:

„Wenn ich gefragt werden, warum ich mich bei meiner Malerei an die Natur halte, so muss ich sagen, dass ich in ihr das göttliche Gesetz und Walten sehe. Die Achtung vor dem Erschaffenen, vor dem Leben, bewahrt mich davor, mich selbst zu spielen. Dabei sind meine Landschaften keine bloßen Abschriften, sondern das Wesentliche wird erfasst, verdichtet und zum Kunstwerk gestaltet. Nicht nur mit dem Verstand allein, auch mit Herz und Gemüt soll das Leben gelegt und die Kunst erfüllt sein.“