Hans Pylipp jr.
* 26. Dezember 1883 in Nürnberg
+ 27. Dezember 1946 in Ansbach
Architekt und Maler
Der Architekt und Maler Hans Pylipp jr. entwarf ab 1912 Baupläne für Ansbach. Vieles im Stadtbild erinnert heute noch an ihn, beispielsweise die Siedlung am Onolzbach im Heimatstil sowie Einfamilien- und Doppelhäuser an der Würzburger Straße. Manche seiner Bauwerke wie das BayWa-Lagerhaus wurden Opfer der Bombenangriffe.
Für die Kirche in Elpersdorf entwarf er eine Gedächtnistafel für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. In der Region gehen zahlreiche Kirchen und Friedhofsanlagen, Schulen und Industriegebäude auf ihn zurück. In Pfaffengreuth errichtete er für seine Familie ein Wohnhaus, weitere 50 Privatbauten trugen seine Handschrift.
Eine Architekturzeitschrift charakterisiert im Jahr 1927 Hans Pylipps Schaffen in zeitgenössischen Worten:
„Als geborenem Nürnberger ist es Hans Pylipp nicht schwer gefallen, in seiner Wahlheimat Ansbach sich einzuleben, und es ist bezeichnend für ihn, daß ihm das notwendig ist, um an einem Platz überhaupt schaffen zu können. Pylipps Kunst ist so bodenständig, daß sie nicht einfach überall oder irgendwo gedacht werden kann. Ob er ein Schulhaus baut (in Spalt), eine städtische Brauerei, eine Autohalle oder das Haus eines Arztes (die Häuser Dr. Kirsten und Dr. Wolf in Ansbach), eine Elektro-Schmelze (in Kempten), oder Wohnungssiedlungen – es ist immer das Süddeutsche, was in ihm durchbricht.
Pylipps Schöpfungen können nie aus der Mode kommen, weil sie nie modisch waren; sie sind so unamerikanisch wie möglich und setzen damit dem forcierten Geschäftsgeist unserer Zeit ein wohltuendes Gegengewicht entgegen. Immer aus dem Boden selbst, wie Baum und Strauch, wachsen diese Häuser empor; immer ist Rücksicht genommen auf die Umwelt.
Eine mittelalterliche Scheune (in Sommersdorf) vermag Pylipp zur Kirche umzugestalten – mit den einfachsten Mitteln. Auch das Werner-Oechsler-Haus in Ansbach, der Typ des vornehmen Vorstadthauses, ist urfränkisch. Breit und behaglich ist es hingelagert, mit praktisch vorgeschobenen Erdgeschoßräumen, die dem Bau Festigkeit geben und vornehme Ruhe zugleich: symmetrisch das Ganze, selbst in den Schornsteinen, und doch mit Freiheit, wie in jenen Seitentrakten die Fenster beweisen. Das ist Markgrafen-Vornehmheit, die sich ungescheut abheben darf von den alten Bäumen des Hofgartens und die neben dem breiten runden Turm einer alten Befestigung wie etwas Selbstverständliches dasteht. Und diesem Bau gegenüber, nur durch wenige Grundstücke getrennt – ist der Getreide-Silo desselben Künstlers, für die mittelfränkische Kreisdarlehenskasse errichtet. Ein gewaltiger Bau, der der formlosen Vorstadt schöne Umrisse gibt; angepasst an die Welt des Bahnhofs in unbedingter Sachlichkeit – und doch kein Gegensatz zum Hofgarten drüben.
Immer gestaltet Pylipp von innen nach außen. Und immer ergibt sich ihm das Gute wie von selber, weil er ohne vorgefasste „Idee“ und ohne zu klügeln einfach das Notwendige baut. Nicht eine „neue“ Sachlichkeit, sondern die uralte Sachlichkeit, die es immer gegeben hat, ohne Reklame und ohne Geschrei.
Weit bekannt geworden ist Pylipp besonders durch seine Kriegerdenkmäler: eins der feinsten, das ganz einfache in Virnsberg, das sich mit dem geschwungenen Giebel still und harmonisch unter die alten Bäume schmiegt. Schade ist es, dass Pylipp für Möbelkunst kaum noch die Zeit findet; er hat darin ausgezeichnetes geleistet: edle Stücke, die nie veralten. Für seinen alten Freund – den Kachelofen – und seinen neuen Freund – die Baukeramik – findet er jedoch immer Zeit.“