Johann Peter Uz

* 3. Oktober 1720 in Ansbach
+ 12. Mai 1796 in Ansbach

Johann Peter Uz

Jurist und Dichter des Rokoko.

Geboren wurde Johann Peter Uz am 3. Oktober 1720 in seinem Elternhaus in der damaligen Adlerwirtsgasse. Er war das siebte Kind des Goldschmieds und Inspektors am markgräflichen alchimistischen Laboratorium Friedrich August Uz und dessen Ehefrau Elisabeth, einer geborenen Reisenleiter.

1725 verstarb der Vater — es muss wohl genügend Vermögen vorhanden gewesen sein, weil Johann Peter sowohl das Gymnasium in Ansbach besuchen konnte und von seiner Mutter, die als „klug-energisch“ beschrieben wird, zum Jura-Studium nach Halle an der Saale geschickt wurde. Er studierte dort neben Jura auch Philosophie und Geschichte. In Halle hat er in einem Buchladen, so wird berichtet, Johann Wilhelm Gleim kennengelernt, der ihm ein lebenslanger Freund blieb. Wie Gleim so war auch Zu ein begeisterter Jünger des antiken griechischen Dichters Anakreon.

Sehr zu seinem Leidwesen rief ihn seiner Mutter 1743 zurück nach Ansbach. Zurück in der Heimat ist er traurig darüber, dass er nicht weiter studieren und die Welt kennenlernen konnte. In einem Brief schreibt er am 15. September 1745:

„Die wahre Absicht ist, daß ich die Welt sehen möchte; hiezu glaube ich, daß bei Ministern, Gesandten bessere Gelegenheit ist. Wie vielmal ist mir dergleichen Stelle schon versprochen worden, wenn sich die Gelegenheit dazu zeigen würde. Aber sehen sie hier das Elend der kleinen Städte, wo sich dergleichen Gelegenheit nur alle Saecula ereignet…“.

Mit seiner Mutter, die ein hohes Alter erreichte, und zwei unverheirateten Schwestern bewohnte er das kleine Haus in der Ansbacher Altstadt, in dem er geboren wurde, bis zu seinem Tod. Er begann seine berufliche Tätigkeit als Referendar beim Justizkollegium und stellte seine dichterischen Ambitionen hintan. Seine erste Anstellung erhielt er 1748 als Justiz-Sekretär, wurde 1763 Assessor am Kaiserlichen Landgericht Burggraftum Nürnberg.

1749 erschien eine erste Ausgabe seiner Gedichte — das Buch wurde „freundlich aufgenommen“; Lessing äußerte sich wohlwollend. Auch heute noch mögen seine formvollendeten Texte durch ihre Musikalität bezaubern. Ein Beispiel aus seinem Werk:

Frühlingslust

Seht den holden Frühling blüh‘n!
Soll er ungenossen fliehn?
Fühlt ihr keine Frühlingstriebe?
Freunde, weg mit Ernst und Leid!
In der frohen Blumenzeit
Herrsche Bacchus und die Liebe!

Die ihr heute scherzen könnt,
Braucht, was euch der Himmel gönnt,
Und wohl morgen schon entziehet?
Lebt ein Mensch, der wissen mag,
Ob für ihn ein Frühlingstag
Aus Aurorens Armen fliehet?

Hier sind die Rosen! Hier ist der Wein!
Soll ich ohne Freude seyn,
Wo der alte Bacchus lachet?
Herrsche, Gott der Fröhlichkeit!
O es kömmt, es kömmt die Zeit,
Die zur Lust uns träge machet.

Aber Phyllis läßt sich sehn!
Seh ich Amorn mit ihr gehn?
Ihm wird alles weichen müssen.
Weiche, Wein! Wo Phyllis ist,
Trinkt man seltner, als man küßt,
Bacchus, weg! ich will nun küssen.

Johann Peter Uz hat nicht geheiratet. Nur einmal scheint er ernsthaft verliebt gewesen zu sein. Während eines dienstlichen Aufenthalts in Römhild in Thüringen von Mai 1752 bis Oktober 1753 lernte er Juliane Grötzner kennen, die Schwester eines Freundes. Sie beeindruckte ihn tief — für sich gewinnen konnte er sie nicht.

Eine zweite Sammlung seiner Gedichte erschien 1755 — obwohl er sich von Anakreontik abgewandt hatte und sich ernsteren Themen zugewandt hatte, erhielt er sehr viel harsche Kritik.

Er veröffentlicht auch posthum die gesammelten Werke von Cronegk.

Bis zu seinem Tod lebte Uz in seiner Heimatstadt, die er nicht verließ. Noch einmal ist er mit seinem großen Lehrgedicht „Versuch über die Kunst stets fröhlich zu sein“, das 1760 erschienen ist an die Öffentlichkeit getreten. Es sind vier poetische Briefe an seine Freunde.

1763, 20 Jahre nach der Rückkehr von seinem Studium erhält er die erste besoldete Stelle als Assessor am kaiserlichen Landgericht. Er fasst seine Befindlichkeit in folgende Verse zusammen:

Ich muß den Helikon und das bekannte Rauschen
Des Haines, wo ich sonst auf manches Lied gedacht,
Und mit den Grazien gelacht,
Mit jenem Labyrinth des schlauen Rechts vertauschen,
Wo unter schreckensvoller Nacht
Die räuberische Schikane wacht:
Doch mürrischer Verdruß soll über mich nicht siegen.
Noch jetzt entsagt mein Herz der weisen Freude nicht;
Denn edlen Seelen quillt Vergnügen
selbst aus Erfüllung ihrer Pflicht.
Freund, einem Armen Recht zu sprechen,
Und, wenn die Unschuld weint, an Frevlern sich zu rächen,
ist göttlicher als ein Gedicht.

1767 beschloss Johann Peter Uz das Dichten einzustellen und hat tatsächlich von einigen unbedeutenden Texten abgesehen, an diesem Entschluss festgehalten. 1781 hat er zusammen mit seinem Freund, dem Hofprediger Junkheim, eine völlig neubearbeitete Auflage des Gesangbuches für die Ansbach-Bayreuthischen Lande heraus, das auch zwei von ihm getextete Lieder enthielt. Die Ansbacher Bevölkerung dankte es ihm nicht, weil sie um das alte Gesangbuch trauerten.

Nur auf allerhöchsten markgräflichen Befehl musste Johann Peter Uz noch einmal dichterisch tätig werden: Die Geliebte des Markgrafen Alexander, Lady Elisabeth Craven, wollte von Uz als Prolog zu einem Schauspiel ein Lobgedicht. Nach langen „Pressionen“ lieferte Uz in fränkischer Sturheit einige banale Zeilen, in denen sein Widerwillen zu diesem Auftrag mehr als deutlich zu erkennen ist.

Air allemand, pour servir de prologue à la pièce.

Unser Landesvater jagt
Wie die Edlen pflegen:
Doch des Volkes Liebe zagt,
Seines Fürsten wegen.

Huldreich strahlt sein Angesicht,
Und, wie Gottes Sonne,
Ist es auch der Armen Licht,
Und verbreitet Wonne.

Helfen will er jedem gern,
Keinen gern betrüben.
Diesen lieben guten Herrn,
Wer sollt ihn nicht lieben.

Mit diesen wenigen Zeilen hat sich Uz sicher vor weiteren Aufträgen für Prologe geschützt.

1790 wurde Uz ordentlicher Beisitzer des Kaiserlichen Landgerichts und Direktor des Ratskollegiums. Von seiner Beförderung zum Geheimen Justizrat erfuhr er auf dem Totenbett.

Am 12. Mai 1796 ist er in seinem Geburtshaus verstorben.

Heute erinnert im Ansbacher Hofgarten ein Denkmal an Johann Peter Uz. Die Straße, in der sich das Geburts-, Wohn- und Sterbehaus des Dichters befindet, wurde zu seinen Ehren von „Adlerwirtsgasse“ in „Uzstraße“ umbenannt.

Der Tobacksraucher

Soll ich stets die trunknen Reben,
Soll ich nur den Gott erheben,
Der aus holden Augen blitzt?
Werd‘ ich nie zu deinem Preise,
Pflanze, meine Lust! erhitzt?
Unterdeß der Thor und Weise
Beym verblasnen Rauche sitzt.

O wie viele güldne Stunden
Sind mir unbereut verschwunden,
Bey geliebter Blätter Glut!
Da empört mein rascher Wille
Sich für kein verderblich Gut;
Ich genieße sanfter Stille;
Meine ganze Seele ruht.

Weg mit lärmenden Gepränge!
Wo ich mich durch Narren dränge,
Gähn_ ich bey dem besten Wein.
Lächle, Venus, unter Thränen;
Sey die Mutter süßer Pein!
Aber zeuch mit deinen Schwänen,
Zeuch bey mir nicht sieghaft ein.

Ich beneide keine Krone,
Wann aus weisgebrannten Thone
Manch balsamisch Wölkchen dringt;
Und in meiner Muse Händen
Ihrer Leyer Scherz erklingt;
Oder höhern Gegenständen
Sich mein Geist entgegen schwingt.

Die geflügelten Gedanken
Flieh‘n des Wahnes enge Schranken:
Nur der Weise scheint mir groß.
Nur des Glückes falsches Lachen
Und sein oft entweihter Schoß,
Reichthum, Hoheit, (schlechte Sachen!)
Sind betrogner Thorheit Loos.

Flieht, Entwürfe größern Glückes,
Die der Odem des Geschickes,
Wie den Sommerstaub, verweht!
Flieht im aufgewölkten Rauche,
Der, wie ihr, sich stolz erhöht,
Und, wie ihr bey schwachem Hauche
Schnell erscheinet, schnell vergeht!

Rauch ist alles, was wir schätzen:
Unser theuerstes Ergezen,
Unser Leben selbst ist Rauch.
Weht nicht über frische Leichen
Jedes Morgens kühler Hauch?
Viele werden heut erbleichen;
Und vielleicht ich selber auch.

Alles muß verlassen werden!
Nackend gehn wir von der Erden
In die öde Dunkelheit.
Was wir Guts verrichten hatten,
Folgt ins in die Ewigkeit,
Wann das blasse Reich der Schatten
Allen fremden Glanz zerstreut.